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Neugestaltung des Wupperpark Ost

15. März 2018

Rede unserer Stadtverordneten Ilona Schäfer in der Ratssitzung am 12.03.2018

Ilona_Schaefer_quer

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete,

also zuerst einmal Herr Schmidt, ich glaube in ihrem Antrag ging es eigentlich nur um den endgültig geplanten Standort des Wupperpark Ost und darauf bezog sich ihr  Antrag und darauf möchte ich mich jetzt auch in meiner Rede beziehen.

Gelegentlich höre ich morgens auf WDR 2 „Kirche im WDR“. Ein Beitrag aus dem vergangenen Sommer ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben: Eine Autorin, eine Mitarbeiterin des Generalvikariats in Essen berichtet über ihren täglichen Weg zum Münsteraner Bahnhof. Dieser war drei Jahre lang eine Baustelle und drei Jahre lang führte ihr Weg morgens und abends durch einen Tunnel, in dem sich – oftmals dicht gedrängt – die unterschiedlichsten Menschen begegneten: Pendler, Obdachlose, Musiker – begleitet von unterschiedlichsten Gerüchen und Geräuschen! Diese Begegnungen haben bei der Autorin auch ein Nachdenken über ihr eigenes Leben ausgelöst. Der Beitrag endet mit den Sätzen: „Ich bin froh, dass der Bahnhof endlich wieder zur Stadt offen ist. Er ist echt schick geworden. Aber an diesem sauberen, perfekten neuen Bahnhof fehlt etwas: der Dreck, der Rauch, die Musiker. Nicht das geleckte Leben ist es, was uns zusammenführt, sondern das gelebte Leben. Und dazu gehört mehr als ein problemloser Durchmarsch durch die Vordertür.“

Wie passend, habe ich gedacht – eigentlich genau wie bei uns in Wuppertal! Auf der Behelfsbrücke saßen häufig Bettler, manchmal machte auch jemand Musik. Und am Ende Treppe musste man sich dann durch eine Gruppe von mehr oder weniger berauschten Menschen hindurch wühlen – nicht immer eine komfortable Situation! Aber sie öffnet eben auch den Blick auf eine Lebenswelt, die für uns, die wir hier sitzen, manchmal unvorstellbar ist. Und deshalb möchte ich mich hier und heute noch einmal nachdrücklich für das Café Cosa an seinem geplanten Standort einsetzen. Menschen mit Suchterkrankungen sind Teil unserer Gesellschaft und sie gehören zum Stadtbild dazu. Sie haben das gleiche Recht, sich an einem Platz aufzuhalten wie Sie oder ich.

Und wer wie ich nun häufiger unseren Hauptbahnhof durch die fast fertige, großzügige, helle Empfangshalle in Richtung Innenstadt verlässt, der wird vielleicht eines bemerkt haben: die Menschen, die sich hier schon früher auf der sogenannten „Platte“ aufgehalten haben, die sind an ihren alten Standort zurück gekehrt. Sie stehen jetzt in mehr oder weniger großer Zahl auf der Wupperbrücke vor dem Schwebebahnhof. Ich finde, es gibt kein besseres Argument für den Standort des Café Cosa im Wupperpark Ost als dieses.

Hier hat man die suchtkranken Menschen im Blick, hier kann man ihnen Hilfsangebote machen. Und nur so wird eine Einrichtung wie das Café Cosa funktionieren. Die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „keines Blickes zu würdigen“ und sie ins Abseits zu schieben, wo sie niemanden stören, dürfte kaum den gewünschten Erfolg haben.